Man mag über Trisha denken, was man will, vor allem über ihre Stimme und ihre emotionalen Heulvideos, aber sie hat schon einige Videos gedreht, in denen es um das Rundsein geht, zum Beispiel in diesen beiden Musikvideos:
Auch über die Vorzüge des Datensatzes einer runden Frau hat sie schon ein Video veröffentlicht, wenngleich sie hier auch einige Klischees bedient:
Und dann gibt es natürlich die Videos, in denen sie sich für ihren runden Körper schämt, weint, und was auch immer. Auch sie ist nicht immer stark und hat auch einige Videos darüber gedreht, wie sie abgenommen hat. Gleichzeitig zeigen ihre Tanzvideos auch, wie man als runde Frau extrem gut durchtrainiert sein kann:
Ist es nun so, dass sie zum „guten Fett“ gehört und deswegen populär ist? Nein, ich glaube, in ihrem Fall geht es vor allem um die Aufmerksamkeitsökonomie, die sie in ihren Videos auszunutzen weiß. Ihre über 5 Millionen Follower auf YouTube zeigen dann aber auch, dass eine runde Frau auf YouTube extrem erfolgreich sein kann.
Von Vorlieben, Fetischen und der Vielfalt der menschlichen Attraktion
In unserer vielfältigen Gesellschaft sind die Vorstellungen von Schönheit und Attraktivität unterschiedlich und subjektiv. Während manche Menschen sich zu schlanken Partnern hingezogen fühlen, ziehen andere kurvige oder kräftig gebaute Menschen vor. Aber ist es ein Fetisch, sich zu dickeren Partnern hingezogen zu fühlen? Was ist der Unterschied zwischen Vorlieben und Fetischen?
Was ist eine Vorliebe?
Eine Vorliebe bezieht sich auf eine Neigung oder Vorzug für etwas, insbesondere in Bezug auf sexuelle Attraktion. Diese Vorlieben können durch eine Vielzahl von Faktoren geprägt sein, darunter kulturelle Einflüsse, persönliche Erfahrungen oder einfach individuelle Unterschiede. Manche Menschen fühlen sich beispielsweise von großen, schlanken oder muskulösen Körpern angezogen, während andere kurvige, üppige oder kräftige Formen bevorzugen.
Was ist ein Fetisch?
Ein Fetisch ist eine intensive sexuelle Fixierung auf ein bestimmtes Objekt, Körperteil oder eine bestimmte Handlung, die nicht unbedingt mit traditionellem sexuellen Verhalten verbunden ist. Bei einigen Menschen ist der Fetisch so intensiv, dass er für die sexuelle Erregung und Befriedigung notwendig ist.
Wo ziehen wir die Grenze?
Es wird klar, dass es einen Unterschied zwischen einer allgemeinen Vorliebe und einem Fetisch gibt. Nur weil jemand eine Vorliebe für dicker gebaute Partner hat, bedeutet das nicht, dass er einen Fetisch hat. Es ist lediglich eine persönliche Präferenz. Andererseits wäre eine intensive Fixierung auf das Füttern eines Partners, um sexuelle Befriedigung zu erlangen (auch als Feederismus bekannt), eher in der Kategorie Fetisch anzusiedeln.
Akzeptanz und Verständnis
In einer Zeit, in der Akzeptanz und Verständnis für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Geschlecht oder ihrer Rasse, immer wichtiger wird, ist es ebenso wichtig, Vorlieben und Fetische nicht zu stigmatisieren. Jeder Mensch ist einzigartig, und solange seine Vorlieben und Praktiken einvernehmlich und nicht schädlich sind, sollten sie respektiert und akzeptiert werden.
Fazit
Es ist per se kein Fetisch, dicke Menschen attraktiv zu finden. Ist es die wichtigste Voraussetzung, dass der oder die Partner*In dick ist, dann wird es zum Fetisch. Es gibt dabei kein richtig oder falsch. Menschen sind vielfältig, und das gilt auch für ihre Vorlieben und Attraktionen. Es ist wichtig, zwischen Vorlieben und Fetischen zu unterscheiden und beides als Teil der reichen Bandbreite menschlicher Erfahrung zu akzeptieren. Was am wichtigsten ist? Respekt, Verständnis und die Anerkennung, dass jeder das Recht hat, seinen eigenen Weg zur Glückseligkeit und Befriedigung zu finden.
Die Filmindustrie ist seit jeher ein verzerrter Spiegel der Gesellschaft, doch zu oft werden bestimmte Gruppen durch überholte Stereotypen dargestellt. Ein besonderes Stereotyp, das sowohl Männer als auch Frauen betrifft, ist das der „witzigen dicken“ Person. Während es manchmal als harmloses Klischee angesehen wird, hat es tiefe und oft negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Darstellung übergewichtiger Menschen.
Die „witzige dicke“ Figur ist oft eine Nebenfigur, die dazu dient, komische Erleichterung zu bieten. Im Kontext männlicher Figuren denken viele sofort an Charaktere wie Fat Bastard aus den „Austin Powers“-Filmen oder Peter Griffin aus der Zeichentrickserie „Family Guy“. Bei Frauen sind ähnliche Beispiele Charaktere wie Melissa McCarthy’s Figur in „Brautalarm“ oder Rebel Wilson in „Pitch Perfect“. Diese Charaktere sind in der Regel selbstbewusst, fröhlich und sorgen durch ihr ungeschicktes Verhalten oder ihre körperliche Erscheinung für Lacher.
Diese Charaktere haben positive Aspekte – sie zeigen oft starke, unabhängige Personen, die sich nicht für ihre Körper schämen. Doch sie verstärken auch die Idee, dass Übergewicht nicht ernst genommen werden sollte oder dass übergewichtige Menschen selbst lächerlich sind.
Diese Stereotypisierung trägt zur Entmenschlichung übergewichtiger Menschen bei, indem sie ihre Erfahrungen und Identitäten auf die Rolle der komischen Erleichterung reduziert. Sie ignoriert die vielfältigen Realitäten von übergewichtigen Männern und Frauen, einschließlich gesundheitlicher Herausforderungen und Diskriminierung, und präsentiert sie stattdessen als eindimensionale Figuren, deren einziger Wert in ihrem Humor liegt.
Zum Glück gibt es Anzeichen, dass sich das Blatt in der Filmindustrie wendet. Filmemacher beginnen, die Komplexität und Vielfalt von übergewichtigen Menschen zu erkennen und sie in vielfältigeren und nuancierteren Rollen darzustellen. Beispielsweise spielte Chrissy Metz in „This Is Us“ eine übergewichtige Frau, die mit den Herausforderungen ihres Gewichts und ihres Selbstbildes auf ernsthafte und authentische Weise umgeht. Bei den Männern hat Jack Black in Filmen wie „School of Rock“ und „Jumanji“ die Grenzen des „witzigen dicken Mannes“ erweitert, indem er Hauptrollen spielt, die zwar humorvoll, aber auch empathisch und vielschichtig sind.
Diese Veränderungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber es gibt noch viel zu tun. Die Stereotype der „witzigen dicken“ Person müssen weiterhin hinterfragt und bekämpft werden, damit alle Menschen, unabhängig von ihrer Körperform oder -größe, sich in den Medien repräsentiert sehen können. Übergewichtige Menschen sind mehr als nur die „witzige dicke“ Figur – sie sind komplexe, vielfältige Individuen, die es verdienen, in all ihrer Vielfalt und Menschlichkeit dargestellt zu werden. Es ist an der Zeit, dass wir diese schädlichen Stereotypen hinter uns lassen und anfangen, alle Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind: einzigartig, wertvoll und würdig, in ihrer ganzen Fülle repräsentiert zu werden.
Jolien Boumkwo ist eigentlich eine Kugelstoßerin, aber…
…bei der Team-EM in Polen 2023 wurde sie freiwillig zur Hürdensprinterin, als ihre Teamkollegin kurz vor dem Start verletzt ausfiel. Trotz des offensichtlichen körperlichen Größen- und Gewichtsunterschieds zu den anderen Hürdensprinterinnen, zeigte Boumkwo beeindruckenden Teamgeist und Mut. Ohne ihren Einsatz wäre ihr Team nicht in die Bewertung gekommen.
Zerstörung von Stereotypen
Die Vorstellung, dass man dünn sein muss, um fit zu sein, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Viele Menschen glauben immer noch, dass es nicht möglich ist, molliger/kräftiger und fit zu sein. Dieses Stereotyp ist auch im Fitnessbereich lebendig. Es ist an der Zeit, diese Vorstellungen zu ändern und die Welt die Kraft und Stärke sehen zu lassen, die von größeren Körpern kommen kann.
Social Media spielt eine enorme und wichtige Rolle dabei, diese Stereotypen herauszufordern. Während Bilder von größeren weiblichen Athletinnen selten in den Mainstream-Medien zu finden sind, ist Instagram voll von Powerfrauen, die sich der Herausforderung stellen, Stereotypen in Bezug auf körperliche Fitness und größere Körper zu bekämpfen.
Es gibt neben Jolien Boumkwo viele inspirierende Beispiele für kurvige Athletinnen, die beweisen, dass Größe kein Hindernis für sportliche Leistung ist. Hier sind nur einige davon:
Mirna Valerio ist eine Ultramarathonläuferin und begeisterte Tough Mudder-Konkurrentin. Sie ist auch die Autorin des bevorstehenden Buches „A Beautiful Work in Progress“. Mirnas Konto bietet endlose Inspiration und eine Geschichte darüber, wie eine Frau ihre Gesundheit durch Fitness verbesserte und sie auf ihr höchstes Potenzial brachte.
Amanda LaCount ist eine atemberaubende Tänzerin und Choreografin, die Instagram im Sturm erobert. Ihre unglaublichen Tanzvideos haben über 70 Millionen Aufrufe und ihr Talent hat ihr einen Gastauftritt bei Dancing With the Stars eingebracht. Amanda inspiriert, weil wir mehr junge Frauen aller Formen und Größen brauchen, die der Welt zeigen, dass die Körpergröße kein Hindernis ist, um Ihre Träume zu leben.
Sarah Robles hat auf der olympischen Bühne bei den letzten zwei Olympischen Spielen beeindruckt und gewann eine Bronzemedaille für Gewichtheben in Rio 2016. Sie ist zu einem Vorbild für Frauen mit größerer Größe geworden, um ihre sportlichen Träume auf höchstem Niveau zu verfolgen. Sie sagte: „Ich nehme an, Leute auf der Straße könnten mich sehen und denken, ich gehöre zu den 60 Prozent der Amerikaner, die übergewichtig oder fettleibig sind, oder was auch immer“, sagte Robles, jetzt 32 und zweifache olympische Medaillengewinnerin nach dem Gewinn der Bronzemedaille im +87kg-Wettbewerb hier in Japan. „Aber sie haben keine Ahnung von meiner sportlichen Leistungsfähigkeit.“
Becci Holcomb ist eine preisgekrönte Powerlifterin, die durch den Sport zur Body Positivity fand. Sie hat nicht nur ein besseres Selbstwertgefühl gefunden, sondern sich auch in einigen der renommiertesten Powerlifting-Wettbewerbe des Landes hochgearbeitet und dabei erste und zweite Plätze belegt.
Dana Falsetti ist eine Yoga-Lehrerin und Aktivistin mit einer riesigen Instagram-Followerschaft, die sich in ihre Bilder von Yoga und roher, reiner Schönheit verliebt hat. Dana zeigt ihren Selbstausdruck durch Yoga-Bewegungen und Bilder, die für ihre Aktivismus für Körperliebe und Bewegung für alle Körpergrößen sprechen.
Emily Campbell aus Großbritannien ist die erste weibliche Gewichtheberin, die eine Medaille für Großbritannien gewonnen hat, und sie hat dies ohne jegliche Sponsoren (aufgrund von Diskriminierung wegen ihrer Größe) erreicht. Sie sagte, sie wolle „beweisen, dass Frauen, die so aussehen wie ich, erfolgreiche Karrieren im Sport haben können.“
Raven Saunders aus den USA ist Kugelstoßerin und hat bei Olympia eine Silbermedaille gewonnen. Sie trug eine epische Maske und feierte mit Twerking. Auf dem Podium hielt sie ihre Arme in einer X-Form über ihren Kopf und erklärte später, dass dies ‚die Kreuzung ist, an der sich alle unterdrückten Menschen treffen‘.
Gong Lijiaoaus China ist Kugelstoßerin und hat ihre persönliche Bestleistung übertroffen und ihre erste olympische Goldmedaille gewonnen, die auch die erste Goldmedaille für China in den Feldwettbewerben in Tokio ist.
Deanna Price aus den USA ist Hammerwerferin. Sie kam dieses Jahr auf den 8. Platz, aber in den Trials wurde sie die zweite Frau, die jemals über 80 Meter geworfen hat. Sie sagte, einer der Gründe, warum sie antritt, ist „weibliche Athletinnen zu beeinflussen und ihnen zu zeigen, dass man jede Form und Größe haben kann und trotzdem stark und schön sein kann.“
Morit Summers ist eine bekannte Personal Trainerin und Fitness-Influencerin, die sich für Body Positivity und Inklusion im Fitnessbereich einsetzt. Sie ist dafür bekannt, dass sie die Normen und Standards in der Fitnessindustrie herausfordert und beweist, dass Athleten in allen Formen und Größen kommen. Morit ist eine zertifizierte Personal Trainerin und hat mit vielen Menschen gearbeitet, um ihnen zu helfen, ihre Fitnessziele zu erreichen, unabhängig von ihrer Körpergröße oder -form. Sie ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Fitness und Gesundheit für jeden zugänglich sind und dass jeder Körper ein fähiger und starker Körper ist.
Jonelle Lewis ist eine bekannte Yoga-Lehrerin (z.B. bei Apple Fitness Plus) und Aktivistin, die sich für Inklusion und Vielfalt im Yoga einsetzt. Sie ist dafür bekannt, dass sie die Normen und Standards in der Yoga-Gemeinschaft herausfordert und beweist, dass Yoga für jeden Körper zugänglich ist. Jonelle ist eine zertifizierte Yoga-Lehrerin und hat mit vielen Menschen gearbeitet, um ihnen zu helfen, ihre Yoga-Praxis zu vertiefen und ihren Körper zu ehren, unabhängig von ihrer Größe oder Form. Sie ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Yoga und Wellness für jeden zugänglich sind und dass jeder Körper ein Yoga-Körper ist.
Der Druck, Körperfett zu reduzieren
Dass es möglich ist, kurvig und fit zu sein, hat sich leider noch nicht überall rumgesprochen. Schlimmer noch, es wird sogar dagegen gekämpt. Der Artikel aus der New York Times mit dem Titel „Female College Athletes Say Pressure to Cut Body Fat Is Toxic“ (Weibliche College-Athletinnen sagen, dass der Druck, Körperfett zu reduzieren, toxisch ist) beleuchtet die schädlichen Auswirkungen, die der Druck, Körperfett zu reduzieren, auf weibliche College-Athletinnen hat.
Der Artikel berichtet von mehreren Frauen im Bereich Leichtathletik, die angaben, dass ihre psychische Gesundheit sich verschlechterte, als sie auf Drängen von Trainern und Mitspielern Mahlzeiten ausließen, um schlanker zu werden. Eine dieser Athletinnen ist Audra Koopman, die Leichtathletik an der Penn State University betrieb. Sie fühlte sich unter Druck gesetzt, Süßigkeiten zu vermeiden und abzunehmen. Trotz ihrer Bemühungen bemerkte sie jedoch keine Verbesserung ihrer Leistung.
Der Artikel beleuchtet auch die weit verbreitete Praxis der Körperzusammensetzungsprüfungen in College-Sportabteilungen. Diese Tests produzieren Daten, die den Schulen helfen können, zu beurteilen, ob die Athletinnen optimal trainieren, sich ausruhen und essen. Allerdings haben viele der befragten Athletinnen diese Tests als invasiv, irrelevant für ihre Leistung und auslösend für Essstörungen empfunden.
Die New York Times sprach mit fast 20 aktuellen und ehemaligen Athletinnen aus den Power 5-Konferenzen, von denen viele die Körperzusammensetzungsprüfungen als invasiv, irrelevant für ihre Leistung und auslösend für Essstörungen empfanden. Die Tests sind nur ein Aspekt einer Kultur im Frauensport, in der Gewicht, Körperbild und Körperzusammensetzung oft auf schädliche Weise diskutiert werden – oder gar nicht, obwohl sie wichtige Faktoren für die physische und psychische Gesundheit der Athletinnen sind.
Der Artikel hebt hervor, dass die Daten zur Körperzusammensetzung oft die Korrelation zwischen Körperfettanteil und sportlicher Leistung überbetonen, während andere Schlüsselfaktoren wie Schlaf und Hydratation unterschätzt werden. Es wird argumentiert, dass diese Praxis in Gewichtsstigmatisierung, Stereotypen und Fehlinformationen verwurzelt ist und nicht auf Sportwissenschaft basiert.
Der Artikel endet mit der Feststellung, dass die Körperzusammensetzungsprüfungen nur in bestimmten Situationen nützlich sein können, abhängig davon, wie sie verwendet werden und wie die Informationen geteilt werden. Es wird betont, dass die psychische Gesundheit der Athletinnen immer Vorrang haben sollte.
Es ist wichtig, dass wir diese toxische Kultur im Sport bekämpfen und eine Umgebung schaffen, in der alle Körpergrößen und -formen akzeptiert und gefeiert werden. Fitness und sportliche Leistung haben nichts mit der Größe einer Person zu tun, und es ist an der Zeit, dass wir diese Tatsache anerkennen und fördern.
Das bedeutet auch, die eigenen Gedanken zu hinterfragen. Wenn eine sehr dicke Person neben uns Sport macht, sei es im Fitnessstudio oder im Schwimmbad, dann ist das kein Grund für Getuschel, Anstarren oder direkte Kommentare. Die Person macht Sport. Punkt. Sie macht das vielleicht, um abzunehmen, vielleicht auch einfach aus Spaß an Bewegung. Und sie ist definitiv nicht hier, um von anderen bewertet zu werden. Wir können uns messen, klar. In Wettbewerben oder auch einfach mit unserem Trainingszustand von vor 2, 6 oder 10 Wochen. Sport ist für alle da.
In unserer Gesellschaft wird uns oft beigebracht, dass Übergewicht das Schlimmste ist, was einem passieren kann. Schlankheit wird als das ultimative Ziel dargestellt, und all unsere Errungenschaften scheinen irrelevant, wenn unser Körper nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht. Und so verbringen wir viel Zeit unserer Leben mit Diäten, Essensobsessionen und selbstbestrafenden Fitnessstudio-Sessions. Wir denken immer, hinter einer bestimmten Zahl auf der Waage wartet das Glück und unser gutes Leben fängt dann an, wenn wir unser Wunschgewicht endlich erreicht haben. Dabei vergessen wir, dass unser Leben nicht auf uns wartet, sondern in vollem Gange ist, ob mit oder ohne uns.
Eine der Übungen, die dabei helfen kann, den eigenen Körper zu akzeptieren, ist eine Liste der positiven Aspekte des Dickseins zu erstellen. Diese ist meistens subjektiv. Hier daher ein paar Ideen für eine Liste, um der Diätkultur entgegenzuwirken:
Fett ist ein großartiger Isolator – Wale und Robben frieren nie. Im Sommer ist es vielleicht etwas zu warm, aber im Winter…
Dicke sind stabiler, werden eher nicht umgestoßen, zum Beispiel bei einem Konzert.
Weiche, warme Masse zum Kuscheln. Oh ja, es fühlt sich wirklich gut an.
Gut gepolstert für den Fall von Stürzen. Abrollen klappt mit einer ohnehin schon runden Körperform ja eh noch besser.
Fettreserven. Falls wirklich mal etwas passiert und die ganzen Endzeitprophezeiungen wahr werden, habe ich noch genug an mir, was ich für einige Monate verbrauchen kann.
Ich kann jeden Bissen Essen, den ich esse, voll und ganz genießen, ohne mir Sorgen darüber zu machen, wie sehr es mein Gewicht beeinflussen wird.
Runde Gesichter haben weniger Falten und sehen jünger aus. Nicht umsonst kann man sich Falten mit Eigenfett unterspritzen lassen.
Die Entdeckung der Langsamkeit: Sehr runde Menschen sind oft behäbiger, dafür sehen sie mehr von der Welt. Wer langsam geht, nimmt mehr wahr, als wenn man nur durch die Weltgeschichte rennt.
Mehr Schwungmasse beim Tanzen. Die Musik fühlt sich direkt noch intensiver an, wenn alles wackelt!
Man nervt die richtigen Leute: Wer Gewicht und Körper negativ bewertet, den braucht man ohnehin nicht in seinem Leben. Übergewicht ist also ein fabelhafter sozialer Filter.
Vor kurzem sah ich in der Fußgängerzone diese Werbung, und natürlich musste ich recherchieren, wer das Model ist. Sie heißt Enam und hatte ihre Sedcard bei der Agentur Anti-Agency, die auch über die Kampagne New Perfect berichtet. Enam hat auch ihren eigenen Instagram-Account, auf dem sie sich als Plus Size Advocate austobt.
Enam ist sehr rund. Und so gut es ist, dass verschiedene Körperformen in der Werbung gezeigt werden, und so attraktiv ich sie auch finde, manchmal habe ich den Eindruck, dass hier wie auch bei Gaultiers Kampagne mit Barbara Butch eher mit „Extremen“ gespielt werden soll anstatt etwas für die runde Welt zu tun. In Gaultiers Ästhetik sind es verschiedene andersartige Models, als wolle Gaultier mit einer Art Freakshow provozieren. In dieser Werbung von Marc Jones steht Enam allein da, was sicherlich eher als Statement zu verstehen ist. Doch frage ich mich, ob die „normale“ Frau, die weder Magermodel noch sehr rund ist, sondern irgendwas dazwischen, sich hier wiederfindet. Mir fehlen die Models, die die meisten Frauen repräsentieren, also Größe 38-42. Nun habe ich als Nicht-Frau hier eigentlich gar nichts zu melden. Daher sind meine Beobachtungen mit Vorsicht zu genießen.
In letzter Zeit sehe ich häufig Werbung von Calzedonia. Ich vermute, dass sich viele Frauen eher mit dieser Figur identifizieren können. Für mich ist das auf jeden Fall ein Hingucker. Die schlanke Kollegin finde ich 08/15, so sieht halt jedes Model aus (ohne sie hier jetzt dissen zu wollen, ich meine damit lediglich das, was wir gewohnt sind zu sehen). Natürlich könnte man jetzt diskutieren, muss wirklich jedes normalgewichtige Model auch einen vollen Busen haben? Und was wenn die Proportionen insgesamt mal anders sind? Dicker Hintern, schmaler Oberkörper? Aber zumindest ist hier ein Anfang getan. Auch Adidas wagt es neuerdings, ein normales Model im Badeanzug zu zeigen. Ich finde, dass hier Normalität gezeigt wird, und das ist irgendwie entspannend.
Die besonders runden Models haben neben der Provokation aber noch einen Nebeneffekt: Sie rufen die Bedenkenträger auf, sich zu äußern, zum Beispiel der Tagesspiegel, der es falsch findet, wenn sich Menschen in ihrer Fettleibigkeit einrichten, ausgelöst durch Plus Size Models wie Tess Holliday. Sicherlich wird von einer sehr runden Frau in der Werbung niemand sagen, „oh ja, wenn die so rund ist, dann kann ich es auch sein“, zumal es zigtausend Mal mehr Magermodels zu sehen gibt als sehr runde Frauen. Es geht nicht darum, extreme Fettleibigkeit zu verherrlichen. Aber darum, dass dies auch Körper sind, die es zu respektieren gilt, ohne gleich den Finger zu heben. Hat bei den Magermodels schließlich auch niemand getan, bis man gemerkt hat, dass dies junge Menschen in die Magersucht treibt. Ich bin aber nicht sicher, dass Models wie Enam oder Tess Holliday darüber hinaus etwas für die Mehrheit der Körper tun, die halt irgendwo in der Mitte sind.
Vor ein paar Jahren wurde eine Werbung mit Tess Holliday von Facebook gesperrt, weil ihr Körper nichts mehr mit Gesundheit zu tun hätte. Magermodels wurden nicht gesperrt. Ich wünsche mir mehr Normalität.
In einer Welt, die von unrealistischen Schönheitsidealen und strengen Körpernormen geprägt ist, versucht die Size Acceptance-Bewegung Selbstakzeptanz für Menschen aller Körperformen und -größen zu fördern. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Size Acceptance-Bewegung und den aktuellen Stand in Deutschland.
Die Size Acceptance-Bewegung hat ihre Wurzeln in den 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten. Seitdem hat sie sich zu einer mehr oder weniger globalen Bewegung entwickelt, die sich für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen mit Über- und Mehrgewicht einsetzt.
Die Geschichte der Size Acceptance-Bewegung
Einer der wichtigsten Protagonist*Innen der Size Acceptance-Bewegung in den 60er Jahren war Bill Fabrey, der die National Association to Advance Fat Acceptance (NAAFA) gründete, als Resultat darauf, wie seine runde Frau behandelt wurde. Er las den Artikel „More people should be fat“ von Lew Louderback und schaffte es mit Hilfe von Louderback eine Gruppe von Gleichgesinnten zu versammeln. NAAFA stand übrigens zu Anfang noch für National Association to Aid Fat Americans. Ein Video über die Bewegung aus den 70er Jahren findet sich wie immer auf YouTube:
Die noch radikalere Gegenveranstaltung war der Fat Underground, von denen 1973 das Fat Liberation Manifesto verfasst wurde. In den 90ern wurde unter anderem The Body Positive gegründet, eine gemeinnützige Organisation, die Menschen dabei unterstützt, ein positives Selbstbild und eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper aufzubauen. Sie bieten Workshops, Bildungsressourcen und eine unterstützende Gemeinschaft für Menschen jeden Alters, Geschlechts und jeder Körpergröße. Hier geht es also nicht nur um Fat Acceptance, sondern insgesamt darum, den eigenen Körper zu akzeptieren. Auf den Webseiten sind allerdings fast nur Frauen zu sehen, so als wäre dies kein Thema für Männer (oder Männer interessieren sich kaum dafür, was natürlich auch sein kann). Natürlich gibt es auch bei reddit ein Plus Size Support Forum mit wirklich interessanten Diskussionen, allerdings vor allem auf Englisch.
Size Acceptance und Body Positivity in Deutschland
Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutschland etwa 67% der Männer und 53% der Frauen übergewichtig. Die Prävalenz von Adipositas ist in den letzten Jahren gestiegen, was die Notwendigkeit einer stärkeren Size Acceptance- und Body Positivity-Bewegung unterstreicht. In Deutschland war es allerdings zunächst nur der Verein Dicke e.V., der sich gegen die Diskrimierung gegen Dicke eingesetzt hat, aber vor wenigen Jahren aufgelöst wurde. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung ist eine immer noch bestehende Alternative.
Interessanterweise sind in den deutschen Medien aber weniger diese Organisationen als vielmehr Influencer*Innnen und Aktivist*Innen, die sich für Körperakzeptanz und Selbstliebe einsetzen, präsent, zum Beispiel Caterina Pogorzelski und Silvana Denker. Sie nutzen ihre Plattformen, um auf Diskriminierung aufmerksam zu machen, persönliche Geschichten zu teilen und ihre Follower*Innen zu ermutigen, sich selbst und ihren Körper zu lieben. Sie möchten beide durch ihre Beiträge dazu auffordern, sich auf Gesundheit und Wohlbefinden zu konzentrieren, statt immer nur von Diäten und Gewichtsveränderung gesteuert zu werden.
Das bedeutet nicht, dass die Influencer die Vereine ersetzen können. Influencer schaffen es durch ihre Reichweite, Individuen zu beeinflussen, Vereine dagegen können durch ihre Gemeinschaft politischen Einfluss nehmen.
Aber wo stehen wir nun wirklich?
Eine der Herausforderungen für Bewegungen für Menschen mit Übergewicht, die Selbstakzeptanz fördern, ist die Tatsache, dass viele Übergewichtige unzufrieden mit ihrem Körpergewicht und Aussehen sind. Warum sollten sie also dafür kämpfen, angenommen zu werden, wenn sie sich selbst nicht annehmen können? Trotzdem ist genau das der Grund, warum solche Communities notwendig sind.
Es ist immens wichtig, unabhängig von Gewicht und Aussehen, ein gesundes Verhältnis zum Körper zu entwickeln und gleichzeitig die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden zu steigern, die nicht zwangsläufig mit Gewichtsreduktion verbunden wird. Eine Body Positivity Bewegung dient als Safe Space für mehrgewichtige Menschen, die in ihrer jeweiligen Biographie meist schon mindestens einmal Bodyshaming und Fat Phobie ausgesetzt waren. Für Betroffene von Diskriminierung kann es sehr heilsam sein, angenommen zu werden und den Fokus weg von Gewicht und Körper hin zu Selbstakzeptanz zu verändern.
Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass wir in all den Jahren nicht viel weiter gekommen sind. Fortschritte gibt es genau durch diese Influencer, die einen anderen Weg zu jungen Menschen finden. Ein Beispiel ist hier auch die Eiskunstläuferin Zoe Flindris, die sich nicht mehr wie früher dem Schlankheitswahn aussetzt und dennoch supersportlich ist. Damit tut sie wahrscheinlich mehr für die Body Positivity-Bewegung als jede Vereinssitzung. Und dennoch ist es noch ein weiter Weg zu gehen.
Novo Nordisks Aktienkurs steht heute im März 2023 bei 130€, ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 35, keine günstige Aktie. Mit einer Dividendenrendite von über 2 nicht uninteressant, aber eine leichte Überbewertung ist schon drin. Kein Wunder, wenn genau diese Firma das neue Diät-Wundermittel auf den Markt bringt. Ich hatte schon einmal darüber geschrieben, Diäten bringen Geld, und so werden wir zum Teil krankgestempelt, damit eine Pille verkauft werden kann. Wir sind hier aber bei einer neuen Liga angekommen. 4 Spritzen für umgerechnet über 1.000€, wobei wir den lokalen Preis noch nicht kennen. Das Zeug wird nicht auf dem Wühltisch verkauft, und nicht jeder wird es sich leisten können. Momentan ist es eine Jetset-Droge. Unklar ist, was die Langzeitwirkungen der Spritzen sind und ob der Effekt nicht irgendwann nachlässt. Und ja, man muss das Zeug regelmäßig spritzen, denn sonst nimmt man wieder zu, weil man ja nicht gelernt hat, sich anders zu ernähren.
Egal, ein paar Jahrzehnte weiter, das Patent wird auslaufen, und dann gibt es Generika. Dann kann sich fast jeder die Spritzen leisten, und nur die ganz Armen werden fett bleiben müssen. Der Rest hängt an der Nadel, zwar nicht für Kokain oder Heroin, aber eben für das Mach-mich-schlank-Serum.
Werden dann alle Probleme gelöst sein? Nein. Wir werden weiterhin gefühlte Defizite haben. Nase zu groß, X-Beine, Beine immer noch zu dick im Vergleich zur Hüfte, egal was. Und auch dafür wird es Lösungen geben. Aber eines wird es nicht geben: Akzeptanz. Wir spritzen uns den Körper zurecht, wie es ein fremdes Leitbild vorgibt, aber nicht wie unser Körper nunmal gebaut ist. Die Unzufriedenheit, dass der Körper nicht normschön ist, kommt nicht aus einem selbst. Sie kommt aus dieser Industrie, die mit unserer Unzufriedenheit Geld verdient. Sie macht uns unzufrieden, damit sie ihre Produkte verkaufen kann. Wie werden wir diesen Teufelskreis durchbrechen?
Natürlich gibt es keine Geheimverschwörung. Aber manchmal kommt es mir so vor. Wovon rede ich? Vom Klamotteneinkaufen. Die Situation: Ich gehe in irgendeinen Laden, vielleicht um eine Jeans zu kaufen, das Modell, das mir immer gut gepasst hat, das gibt es nicht mehr, und der Verkäufer gibt mir irgendetwas, was gerade „in“ sein soll.
Ich hasse Umkleidekabinen, das grelle Licht, die Enge, die Situation generell. Ich probiere die Jeans an, kriege sie gerade so zugeknöpft, fühle mich wie die Wurst in der Pelle, und am liebsten würde ich jetzt flüchten. Doch dummerweise brauche ich eine neue Jeans. Und da kommt schon der Verkäufer: „Und, passt sie?“ Ich schiebe den Vorhang beiseite, er mustert mich beziehungsweise den Sitz der Jeans und sagt „Na, passt doch, hab ich doch gleich gesehen, dass das DEINE Größe ist.“ Mir ist es zu peinlich zu sagen, dass ich mich darin nicht wohl fühle, auch weil ich anscheinend eine Größe mehr brauche als zuvor. „Ich frage mich, ob ich die nicht ein bisschen weiter kaufen sollte, die ist so eng an den Beinen, was im Büro nicht so gut aussieht.“ „Ach Quatsch, das trägt man jetzt so, weiter würde ich sie nicht kaufen.“
Und klar, vielleicht ist die Jeans auch eine gute Erinnerung daran, dass ich ein bisschen weniger zulangen sollte. Eine gute Motivation, abends vielleicht doch mal nix zu essen. Ich gehe zur Kasse und bin froh, als ich endlich draußen bin. Die Jeans wasche ich brav, nachdem ich nach Hause gekommen bin, am nächsten Tag kommt sie in den Schrank, wo sie die nächsten Monate ungetragen neben dem leicht zu engen Jacket hängt, ganz nah bei den Hemden, die ein bisschen zu sehr spannen an der Hüfte. Irgendwann verschenke ich sie, weil ich dafür eh kein Geld bei ebay kriege.
Wie viel Geld hängt in Deinem Schrank, dass Du später verschenkst? Wie oft hast Du Dich dazu überreden lassen, doch nicht eine Nummer größer zu kaufen? Oder wie oft hast Du etwas gekauft, nur um endlich schnell aus dem Laden fliehen zu können? Vielleicht gibt es sie doch, die Geheimverschwörung der Klamottenverkäufer und der Diätindustrie. Die Kleidung wird ein bisschen zu klein verkauft, damit die nächste sinnlose Diät verfolgt werden kann, deren Misserfolg dazu führt, dass man sich wieder was Neues zum Anziehen kaufen muss, nun vielleicht doch eine Nummer größer.
So scheint zumindest DER SPIEGEL zu denken, denn die Ausgabe 06/2023 hat Übergewicht als Titelthema und behandelt im Heft die „schreckliche“ und „unaufhaltsame“ Verfettung Deutschlands. Anders kann man wahrscheinlich auch die Priorisierung dieses Themas nicht rationalisieren und rechtfertigen, denn schließlich gibt es auch pressierende Themen wie Krieg in Europa, Verfehlung der Klimaziele, Massenentlassungen, Inflation und, nun ja, wir wollen hier ja auch keine schlechte Laune verbreiten, oder? Also, Übergewicht ist so wichtig, dass es all diese Themen von der Titelseite verdrängen kann.
Vielleicht liegt es ein wenig auch daran, dass der Monat der guten Vorsätze und der Fitness-Center- und Weightwatchers-Anmeldungen gerade vorbei ist und man diese gute Opportunität verpasst hat? Oder man denkt sich, dass genau jetzt der richtige Moment ist, das schlechte Gewissen wieder aufzuwärmen, weil wir doch wissen, dass die meisten es eh nicht geschafft haben durchzuhalten. Mit dem Titel, dass man ja kaum was dagegen tun kann, hat man ja auch fast die Entschuldigung mit dazu gekauft.
Oder man denkt sich in DER SPIEGEL-Redaktion, dass ein weiterer Titel über die anderen Krisen der Welt das Ohnmachtsgefühl des Einzelnen nur noch verstärkt. Klar, der Einzelne kann wenig tun gegen den Krieg, die Entlassungen der Konzerne usw. Also lieber ein Thema auf den Titel packen, dass die Menschen an ihre gefühlten und von den Medien verstärkten Defizite erinnert, sozusagen eine mediale Booster-Impfung gegen das Sich-damit-Abfinden oder vielleicht sogar Selbstbewusstsein-Entwickeln: Übergewicht kann man in den Griff kriegen, zwar „kaum“, aber wenn Du dieses Heft kaufst, dann schon. Wir, die Spiegel-Redaktion, wir „enablen“ Dich, Dein fettes Leben wieder auf die Schmalspur zu lenken.
Bringt das Heft neue Erkenntnisse, wenn man dem Thema schon einen ganzen Titel widmet? Nein. Gesunder Lebensstil. Wenn das nicht hilft, dann eine Magen-OP. Gesunde Ernährung braucht Zeit und Geld, haben viele nicht, ist also auch politisch. Doch an einer Stelle über Dr. Mareike Awes Diätprogramm „Intueat“ wird der Artikel auch mal ehrlich:
„Auch die Teilnahme an Awes Programm kostet mehrere Hundert Euro, die Marketingtricks unterscheiden sich kaum von denen der Diätindustrie, die Awe mitunter scharf kritisiert. »Intueat« wirbt mit »100.000 erfolgreichen Teilnehmerinnen«. Nach Angaben der Pressestelle haben bislang tatsächlich 93.000 Menschen das Programm begonnen, 95 Prozent von ihnen seien Frauen. Bis zum Ende halte allerdings nur etwas mehr als ein Drittel durch.“
Warum wir immer dicker werden – und kaum anders können, Spiegel 6/2023
Und kurz davor heißt es:
„Dabei ist der Abnehmmarkt so etwas wie der Antagonist des noch größeren Markts der Verführung: der Lebensmittelindustrie mit ihrer Werbemacht, dem Diktat der Preise und den versteckten Zutaten. Dick werden ist billig und leicht. Abnehmen schwer und teuer.“
wie oben
Nicht erwähnt wird, dass nicht nur für die Lebensmittel- und die Diät-Industrie viel Geld zu holen ist und dementsprechend Marketing-Tricks eingesetzt werden, sondern dass auch die Medien viel Geld damit machen. Wie DER SPIEGEL mit diesem Titel.