Die BMI-Lüge


Der Body-Mass-Index ist ein einfaches Werkzeug für die Bestimmung von Übergewicht. Aber wie so oft, a Fool with a Tool is still a Fool. Denn der BMI ist eben nicht nur ein einfaches Werkzeug, sondern ein vereinfachendes Werkzeug. Schauen wir uns die Formel einmal genauer an:

Körpergewicht in Kg / (Körpergröße in Meter)2

Beispiel: Ich wiege 89 Kilo und bin 1,90 groß, mein BMI ist 24,7. Ganz knapp unter Übergewicht, das nach den üblichen Skalen bei 25 beginnt. Allein von dieser Formel ausgehend ist das erste Problem offensichtlich: Körpergewicht und Körpergröße allein sagen nichts über die Zusammensetzung des Körpers aus. Ein Sportler mit vielen Muskeln und wenig Fett kann nach der BMI-Formel übergewichtig sein.

Die Formel stammt von dem Statistiker Adolphe Quetelet, der aber nie geplant hatte, damit Gewichtsklassen zu erstellen. Ancel Keys generierte daraus den Body Mass Index, mit dem aber nur Populationen, nicht Einzelpersonen gemessen werden sollten. Dass kurz darauf Versicherer anfingen, ihre Kunden nach dem BMI zu kategorisieren, war von den Forschern nicht geplant. Aber wer hat eigentlich die Grenzen gesetzt, ab wann jemand übergewichtig oder fettleibig ist?

Nun kommen wir zu dem zweiten Problem des BMIs: Die Grenzen basieren auf willkürlichen Annahmen, was allein schon daran ersichtlich ist, dass ab einem BMI von 25 in 5er-Schritten gerechnet wird. Das war übrigens auch nicht immer so. Früher lag die Übergewichts-Grenze in den USA zum Beispiel bei 27.8, wurde 1998 aber auf 25 runtergesetzt, wegen der Anpassung an die WHO-Richtlinien. Millionen von Menschen waren auf einmal übergewichtig, was auch einer der Gründe dafür ist, dass es mehr übergewichtige Menschen gibt in den Statistiken. Dass die verantwortlichen Personen Berater bei Weight Watchers und Diätproduktherstellern waren, nun ja, das kam erst Jahre später heraus durch die Recherchen von J. Eric Oliver. Könnte es sein, dass die Grenzen so gesetzt werden, damit mehr Geld gemacht werden kann? Interessanterweise gab es erst 2017 eine ähnliche Aktion, als die Grenze für hohen Blutdruck von 140 auf 130 gesenkt wurde. Auch hier wurden über Nacht Millionen von Menschen Kunden für Blutdrucksenker.

Nun ist es nicht so, dass ein hoher BMI gesund ist, aber er muss auch nicht ungesund sein. Wird genauer hingeschaut, so ergibt sich ein differenzierteres Bild: Viel wichtiger als das Gewicht für eine Gesundheitsprognose ist der Umfang an Bewegung, den eine Person hat . Ja, ein hoher BMI korreliert mit Gesundheitsproblemen, aber auch Eiskonsum und die Anzahl Ertrunkener korrelieren. Natürlich hat der Konsum von Eis keinen Einfluss auf die Anzahl Ertrunkener, umgekehrt auch nicht (bei einer Korrelation gibt es keine Richtung, vielleicht essen Menschen ja auch nur aus Frust mehr Eis, weil ein geliebter Mensch ertrunken ist :). Tatsächlich ist die Hitze hier die unabhängige Variable, Eiskonsum und Ertrunkene sind abhängige Variablen, und zwar abhängig von der Hitze.

Ein leicht erhöhter BMI soll sogar gesund sein. Aber auch dies ist mit Vorsicht zu genießen, denn die Studienlage ist unübersichtlich. Vielleicht sehen die Daten nur deswegen so gut aus für die Übergewichtigen, weil die Medizin Fortschritte gemacht hatte oder ein niedriges Gewicht eventuell mit einer Krankheit zu tun hat. Gleichzeitig leben Menschen heute aber auch gesünder, ebenso die Übergewichtigen.

Wie sehr man sich beim BMI irren kann, zeigt auch die Flickr-Sammlung über illustrierte BMI-Kategorien.   Menschen, die normal aussehen, aber übergewichtig sind und umgekehrt. Am Ende des Tages ist es eine Frage des Aktivitätslevels.

2 thoughts on “Die BMI-Lüge

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