
Natürlich gibt es keine Geheimverschwörung. Aber manchmal kommt es mir so vor. Wovon rede ich? Vom Klamotteneinkaufen. Die Situation: Ich gehe in irgendeinen Laden, vielleicht um eine Jeans zu kaufen, das Modell, das mir immer gut gepasst hat, das gibt es nicht mehr, und der Verkäufer gibt mir irgendetwas, was gerade „in“ sein soll.
Ich hasse Umkleidekabinen, das grelle Licht, die Enge, die Situation generell. Ich probiere die Jeans an, kriege sie gerade so zugeknöpft, fühle mich wie die Wurst in der Pelle, und am liebsten würde ich jetzt flüchten. Doch dummerweise brauche ich eine neue Jeans. Und da kommt schon der Verkäufer: „Und, passt sie?“ Ich schiebe den Vorhang beiseite, er mustert mich beziehungsweise den Sitz der Jeans und sagt „Na, passt doch, hab ich doch gleich gesehen, dass das DEINE Größe ist.“ Mir ist es zu peinlich zu sagen, dass ich mich darin nicht wohl fühle, auch weil ich anscheinend eine Größe mehr brauche als zuvor. „Ich frage mich, ob ich die nicht ein bisschen weiter kaufen sollte, die ist so eng an den Beinen, was im Büro nicht so gut aussieht.“ „Ach Quatsch, das trägt man jetzt so, weiter würde ich sie nicht kaufen.“
Und klar, vielleicht ist die Jeans auch eine gute Erinnerung daran, dass ich ein bisschen weniger zulangen sollte. Eine gute Motivation, abends vielleicht doch mal nix zu essen. Ich gehe zur Kasse und bin froh, als ich endlich draußen bin. Die Jeans wasche ich brav, nachdem ich nach Hause gekommen bin, am nächsten Tag kommt sie in den Schrank, wo sie die nächsten Monate ungetragen neben dem leicht zu engen Jacket hängt, ganz nah bei den Hemden, die ein bisschen zu sehr spannen an der Hüfte. Irgendwann verschenke ich sie, weil ich dafür eh kein Geld bei ebay kriege.
Wie viel Geld hängt in Deinem Schrank, dass Du später verschenkst? Wie oft hast Du Dich dazu überreden lassen, doch nicht eine Nummer größer zu kaufen? Oder wie oft hast Du etwas gekauft, nur um endlich schnell aus dem Laden fliehen zu können? Vielleicht gibt es sie doch, die Geheimverschwörung der Klamottenverkäufer und der Diätindustrie. Die Kleidung wird ein bisschen zu klein verkauft, damit die nächste sinnlose Diät verfolgt werden kann, deren Misserfolg dazu führt, dass man sich wieder was Neues zum Anziehen kaufen muss, nun vielleicht doch eine Nummer größer.