„Strumpfhosen, die wirklich passen!“ Hält SnagTights das Versprechen?

Menschen, die Strumpfhosen tragen, kennen das Problem: Entweder sie sitzen nicht oder sie gehen schnell kaputt. Rutschen, einschneiden, Laufmaschen, die Beziehung zu Strümpfen ist nicht immer unproblematisch. Hat man mal eine passende gefunden, gleich das einem Sechser im Lotto und ich übertreibe nur ein bisschen.

Woran das liegt? Laut der Firma Snagtights liegt das daran, dass sich die Strumpfgrößen anderer Hersteller nur in der Länge unterscheiden, nicht aber in der Breite. Was dazu führt, dass Menschen mit breiten Schenkeln, großen Pos und weiten Hüften nie wirklich glücklich werden, es wird gezuppelt, gezogen, irgendwelche Tricks angewendet, dass die Strumpfhose nicht ständig rutscht, es ist sicherlich das größte Problem der Welt, aber es nervt. Ich selbst bin klein, kurvig und trage sehr gerne Kleider und Röcke, also eben auch Strumpfhosen und kenne das Problem. Strumpfhosen, die wirklich passen, zudem ethisch hergestellt werden, fast alle Größen abdecken und zudem die Modelle auch an Models zeigen, die diese Größen tragen klingt wie ein Modemärchen. Schauen wir mal, ob Snagtights diese Versprechen und die Ankündigung einer „Mode-Revolution“ auch halten kann.

Die Marke bietet Strumpfhosen, Leggings, kurze Strumpfhosen, die das Aufreiben der Oberschenkel verhindern und mittlerweile noch weitere Bekleidung wie Unterwäsche, Röcke und Bademode an. Es gibt auch immer themenbezogene Kollektionen, wie zB. für Halloween oder Weihnachten. Alle Modelle kommen in verschiedenen Farben und von Größe 32 bis 64. Was mir direkt auffällt: die unglaubliche Vielfalt der Models, die für die Kleidung fotografiert werden. Frauen aller Größen, Körperformen, Hautfarben, Menschen mit Behinderungen, Männer, Kinder und Kinder/Teenager, für die Snag mittlerweile ebenfalls Produkte anbietet. Es ist unglaublich schön, sich durch das Sortiment zu klicken, weil man sehr gut sehen kann, wie die Kleidung an unterschiedlichen Körpern aussieht und sich schnell das Gefühl einstellt: „Ja, das kann ich auch tragen, das steht mir.“

Die Größentabelle richtet sich nach verschiedenen Körperformen, Kleidergrößen und es werden auch Beispiele gezeigt, wie diese Größen an Menschen aussehen. Sehr praktisch. Ich entscheide mich nach dieser Tabelle gemäß meiner Maße für die Größe „E“ und suche mir ein paar Strumpfhosen aus. Modelle in schwarz, blau, braun und meiner Hautfarbe entsprechend wandern in den Warenkorb. Ich entscheide mich außerdem noch für die ersten Fishnets meines Lebens, haltlose Strümpfe und ein Paar kurzer Strumpfhose, die das Reiben der Oberschenkel verhindern. Was schade ist: viele Modelle sind nicht mehr verfügbar oder nur noch in sehr ausgewählten Größen erhältlich. Das fällt mir insbesondere bei der Kleidung auf, durch die ich mich ebenfalls interessehalber klicke. Ich hätte bei meiner Shoppingtour keinen Rock und keine Sporthose kaufen können, da meine Größe nicht vorrätig war.

Die Strumpfhosen kosten um die 10 Euro, wenn man mehr bestellt, gibt es irgendwann Rabatte. Ich gebe auf einen Schlag auf jeden Fall mehr Geld für Strumpfhosen aus, als ich das sonst tue, wenn ich in der Drogerie schnell ein Paar mitnehme, ich habe jedoch die Hoffnung, dass mich diese Bestellung durch den Winter bringen wird. Wenn die Haltbarkeit so ist, wie Snag verspricht, werde ich keine weiteren Strümpfe für eine längere Zeit kaufen müssen.

Nach ein paar Tagen kommt das Paket an, die Strumpfhosen sind in Papier verpackt und: Sie passen! Ich hatte bisher zwei aus der Bestellung an und bin sehr zufrieden mit der Qualität und der Passform. Schauen wir mal, ob das auch für die anderen Modelle gilt und ob die Strumpfhosen langlebiger sind als ihre Drogerie-Cousinen.

Fazit: Die Größentabelle ist sehr gut, die Seite ermöglicht es auf jeden Fall jedem, die richtige Passform zu finden. Die Models zeigen, wie schön alle Klamotten an unterschiedlichen Körpern aussehen. Es lohnt sich, hier ein bisschen mehr auszugeben, dafür aber ethisch hergestellte, passende und bequeme Strumpfhosen zu haben. Ich hoffe auf einen Winter ohne zuppeln und ziehen! Let’s go! 🙂

Ich habe die Fashion-Box von Lookiero getestet

Seit geraumer Zeit bekomme ich Werbung verschiedener Anbieter von „Fashion-Boxen“, die wie Personal Shopper genau die Kleidung finden wollen, die wirklich gefällt. Das Versprechen aller Anbieter lautet ähnlich und klingt erstmal ganz gut: Wir finden für Dich passende Kleidung, die Dir gefällt, schicken Dir ein paar Teile und Du entscheidest, was Du behältst und bezahlst danach nur diese Teile. Dabei wird natürlich darauf Wert gelegt, dass die Größe und der persönliche Stil genau getroffen werden. Kein Abo, keine versteckten Kosten, nur ein paar Infos werden benötigt.

Ich war neugierig und wollte wissen, ob das wirklich klappt, insbesondere, da ich klein und rund bin. Ich entschied mich also, das ganze Modell bei Lookiero zu testen. Die Anmeldung war einfach und ich machte direkt den „Stil-Test“, in dem verschiedene Daten von mir abgefragt wurden: Neben persönlichen Daten wie Größe oder dem Budgetrahmen wurden auch weiterführende Fragen gestellt: Für welchen Anlass ich Kleidung suche, wie ich meine Garderobe erweitern möchte, welche Teile ich ausschließe (hier habe ich Taschen und Schuhe ausgeschlossen) und wie mein aktueller Stil aussieht. Dazu gab es Auswahlfelder oder Bilder, die das ganze recht einfach machten. Zum Schluss konnte ich noch persönliche Vorlieben angeben und in einem Freitextfeld beschreiben. Nach ca. 10 Minuten war der Test beendet und „mein persönlicher Shopping-Assistent“ begab sich auf die Suche nach den perfekten Klamotten für mich, 5 Teile insgesamt. Ich habe angegeben, klassische Teile zu suchen, die meine Garderobe erweitern, gut kombinierbar sind, aber auch etwas besonderes haben und dass ich gerne Farben mag.

An dieser Stelle authorisierte ich eine Zahlung über 10 Euro, die dann aber angerechnet würden, wenn ich ein Teil behalten sollte. Einige Tage später bekam ich einen Vorschlag aus 5 Teilen, die ich bewerten durfte, ob sie mir zusagten. Drei der Teile gefielen mir, zwei lehnte ich ab, da sie nicht meinem Stil entsprachen, sie wurden dann ersetzt und mir nicht zugeschickt. Ich gab außerdem an, mir mehr Farbe zu wünschen. Nun dauerte es noch ein paar Tage, bis meine Fashion-Box ankam, etwas früher als veranschlagt. Die Box war schön verpackt, es gab für alle Teile noch eine Art Poster, auf denen Kombinationsmöglichkeiten gezeigt wurden, entweder untereinander oder mit (Basic-)Teilen, die man schon im Kleiderschrank hat. Das finde ich praktisch, da man so seine Kleidung neu erleben kann, ohne immer mehr zu kaufen.

In meiner Box waren: Eine schwarzer Bluse, ein olivgrünes T-Shirt mit Print, ein pinker Strickpulli, eine enge schwarze Hose und ein beiger Cardigan. Das wichtigste zuerst: Alle 5 Teile hatten die passende Größe, da hat mich überrascht. Sogar die Hose passte, das ist selten der Fall. Ich konnte nun einige Tage überlegen, was ich behalte. Online konnte ich angeben, ob die Teile passten, gefielen oder wieso ich sie zurück schicken wollte. Ich fand alle Sachen in Ordnung, bis auf das T-Shirt mit Print, das gefiel mir überhaupt nicht. Am Ende habe ich die Hose behalten, da man 1. Hosen kaufen sollte, wenn sie passen und 2. sie wirklich gut sitzt und mir gefällt. Alle andern vier Teile brauchte ich nicht bzw. sie haben mich nicht vom Hocker gerissen, obwohl sie meinen Vorgaben entsprachen, deswegen entschied ich mich, Sie zurück zu schicken. Die 10 Euro wurden angerechnet, ich konnte alles kostenlos zurück schicken.

Fazit:

Die spielerische Herangehensweise, die einfache Bestellung und die Möglichkeit, schon eine Vorauswahl zu bekommen, haben mir gut gefallen. Ich hätte mich sogar ganz überraschen lassen, aber so konnte ich Teile frühzeitig ablehnen. Dass das eine Shirt letztlich gar nicht meinem Geschmack entsprach, war Pech, was vermutlich die beste Vorauswahl nicht herausfiltern kann. Die Sachen haben gepasst und es war eine spannende Erfahrung, dass Kleidung für einen ausgesucht wird. Mir gefiel, dass aus den Teilen aus der Box mehrere Outfits möglich gewesen wären, weil die Teile untereinander kombinierbar waren. Auch die Vorschläge auf dem kleinen Poster gefallen mir, die habe ich auch behalten. Letztlich ist es eine andere Art von Online-Shopping, die man mal testen kann. Wenn man seine Garderobe um einen gewissen Stil erweitern will, aber nicht weiß, wie, können solche Fashion-Boxen eine Alternative sein, Zalando und Co. stundenlang zu durchforsten. Bei regulären Shopping-Portalen wird allerdings auch häufig ein Gesamtoutfit gezeigt oder man kann nach Stilen suchen, sodass Lookiero und Co. hier nur bedingt etwas Neues zeigen. Ich würde es nochmal machen, werde aber eher wieder regulär bestellen oder auf Second-Hand-Anbieter zurückgreifen. Über die neue Hose freue ich mich trotzdem.

Tanzen mit Plus Size?

Die SuperBowl Halftime Show 2022 war in aller Munde, Dr. Dre, Eminem, Snoop Dogg… jede Menge bekannte Namen. Ein bisschen Fat Shaming gab es auch hinterher, weil 50 Cent nicht mehr ganz so schlank war wie in seinen Videos damals. Aber was wahrscheinlich kaum jemandem aufgefallen ist: Es gab eine Gruppe von Tänzerinnen, die alle eher dem Plus Size-Bereich zugeordnet werden können:

Leider gibt es rein gar nichts über diese Truppe herauszufinden 🙁 Aber wann immer jemand mit etwas mehr Körpergewicht es wagt zu tanzen, wenn es nicht gerade der Super Bowl ist, dann ist das sogar eine Nachricht wert wie bei der Daily Mail.

Mut zur Sichtbarkeit: Theresas provokante Porträts in Hamburg-Altona

In Altona findet wie jedes Jahr die Hamburg Portfolio Review statt. Von mehreren Fotografen sind jeweils drei Bilder vertreten. Gleich das erste Bildertrio von Tatiana Ilina, direkt am stark frequentierten Stuhlmannbrunnen, provoziert. Sie zeigen Theresa, die mit Lipo-Lymphödem lebt und die unverhüllt und unapologetisch dargestellt wird. Ihre gewaltigen Oberschenkel, ein direktes Ergebnis ihrer Erkrankung, sind in voller Pracht zu sehen. Diese Bilder zwingen die Betrachter, ihre eigenen Vorstellungen von Schönheit zu hinterfragen und zu erweitern.

Tatiana Ilinas Fotografien sind mehr als visuelle Darstellungen. Sie sind Erzählungen von Theresas Mut, ihrer Stärke und ihrer Entschlossenheit, sich selbst zu lieben und anzunehmen, trotz der Herausforderungen, die das Lipo-Lymphödem mit sich bringt. In einer Welt, die oft von engen und einschränkenden Schönheitsidealen geprägt ist, stehen diese Bilder als kraftvolle Erinnerung dar, dass Schönheit in allen Formen und Größen existiert. Jedes Porträt von Theresa ist eine Einladung, über die konventionellen Grenzen hinauszuschauen und die Tiefe und Breite der Schönheit zu erkennen, die in jedem von uns existiert.

Mehr über Tatiana Ilina und die Bilder von Theresa aus der Serie „Rock your Beauty“ sind auf der Webseite der Fotografin zu finden.

Was Barbie gelernt hat, lernt Ken nimmermehr: Warum der Barbie-Film ein feministisches Manifest ist

Wenn ein Film das Ego von fragilen Männern herausfordert und die sich darüber im Internet auskotzen, wie böse der Feminismus im Allgemeinen und der Film im Speziellen ist, dann muss ich den selbstverständlich sehen.

Und so war ich natürlich vor einigen Wochen im Barbie-Film. Ich hatte vorher zwar den Hype mitbekommen, mich allerdings nicht so genau damit befasst, sodass ich recht unvoreingenommen, bewaffnet mit Popcorn und Limo, im Kinosessel saß, bereit für ein wirklich unterhaltsames Spektakel.

Worum geht’s?

Barbie führt mit allen Barbies ein wunderbares Leben in Barbieland. Jeder Tag ist der perfekte, beste Tag. Alle Barbies leben in bunten Häusern, haben tolle Jobs, erreichen alles, was sie möchten. Alle Kens haben Jobs wie „Beach“ und sind schmückendes Beiwerk in Barbieland. Doch irgendwas stimmt nicht, Dinge gehen schief und die Hauptbarbie („Stereotypical Barbie“) (Margot Robbie) findet heraus, dass das Mädchen, das in der echten Welt mit ihr spielt, dafür verantwortlich ist. Und so reist sie in ebendiese Welt und versucht, sie zu finden. Ken (Ryan Gosling) folgt ihr und beide kommen in der Realität an, die sie so nicht erwartet haben: In Barbieland denken nämlich alle, dass die Macht von Barbie es geschafft hat, dass Frauen die Oberhand auch in der echten Welt haben und nicht Männer, wie sie schmerzlich feststellen müssen. Ken hingehen bemerkt seine untergeordnete Rolle und möchte nun die Rollen auch in Barbieland umdrehen, was es zu verhindert gilt.

Zwischendrin werden die Szenen mit Liedern untermalt, die den ganzen Film noch schriller, bunter und lauter machen und an ein Musical erinnern. Von „I’m just Ken“ hatte ich noch tagelang einen Ohrwurm.

Und wie vielfältig war der Film wirklich?

Barbies kommen im Film in verschiedenen Körperformen und Hautfarben vor, sind aber meistens dennoch normschön. Es gibt auch dicke Barbies, z.B. gespielt von Sharon Rooney, aber sehr fette Barbies tauchen nicht auf. Schade, hier hätte es definitiv noch Potenzial gegeben, noch mehr Körpervielfalt zu zeigen. Auch Barbies mit Behinderungen fielen mir nicht auf.

Bei den Kens sieht es ähnlich aus.

Oh, und dann spielt Allan noch eine wichtige Rolle, ihn gibt es genau einmal. Ein in Vergessenheit geratener Charakter, der ursprünglich als der beste Freund von Ken mit der besten Freundin von Barbie verbandelt war. Im Film taucht er immer wieder auf und hadert unter den ganzen Kens mit seiner Rolle, hilft den Barbies bei der Rückeroberung von Barbieland.

„Weird Barbie“

Wir alle hatten sie: die Barbie, deren Haare der Kinderschere zum Opfer fielen, die mit Filzstiften bemalt war, die ständig mit seltsam abstehenden Gliedmaßen irgendwo herumlag und nichts mehr von der faszinierenden Feenhaftigkeit hatte, weswegen fast alle Kinder irgendwann dem Barbie-Hype verfallen sind. Im Film ist das „Weird Barbie“. Sie trägt flache Schuhe (Well done, Birkenstock!), hat bunte Haare und lebt etwas abseits im quietschbunten Barbieland. Sie ist schlau, geheimnisvoll und hilft Barbie letztlich, die Probleme in Barbieland zu lösen. Im Großen und Ganzen ähnelt die Story der aus anderen Filmen: Der Weirdo ist doch ganz nützlich und ist Schlüssel für die Katharsis, Happy End, hurra. Aber Weird Barbie wird nicht herabgewürdigt, im Gegenteil. Ihre Stärke, ihr Humor und ihre guten Einfälle werden liebevoll dargestellt, Barbie entschuldigt sich zwischendurch auch dafür, „dass wir Dich „Weird Barbie“ genannt haben!“.

Product Placement

Der Film ist von Mattel, also dem Spielzeughersteller, dem Barbie gehört. Das stimmte mich anfangs skeptisch, aber die Firma wird auch im Film ordentlich durch den Kakao gezogen. Die Selbstironie geht auf. Im Film tauchen immer wieder Marken auf, die natürlich dann ihren großen Auftritt haben. Die bereits oben angesprochenen Öko-Latschen (die nun eine Luxusmarke werden sollen!), Luxushandtaschen, Autos, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und selbstverständlich ist der ganze Film eine Referenz an Barbieprodukte, immer wenn die beliebtesten auf der Leinwand auftauchten, ging ein wohlwollendes, erinnerndes „Ahhhh“ durch die Kinoreihen, weil man entweder so glücklich war und bspw. das Barbieboot besaß oder immer davon träumte, den Horse Trailer irgendwann mal unterm Weihnachtsbaum zu finden. Generell ist der Film ein kluger Marketingstreich, das kann man neidlos so anerkennen.

Kritik am Film:

Natürlich sind die meisten Puppen normschön, sehr dünn und auch „Curvy Barbie“ lässt wirkliche Rundungen vermissen. Diese Kritik wird angerissen, allerdings nicht aufgelöst. Ich glaube, das ist weder möglich noch gewollt, denn die Faszination für diese Puppe ist ungebrochen und dürfte durch den Film neuen Aufschwung bekommen. Es schwingt bei einigen Szenen mit, dass es sich eben um eine perfekte Puppe handelt, die aber immer eine Puppe bleibt. Die Überspitzung ist gleichzeitig die Auseinandersetzung mit dem propagierten Schönheitsideal, das man im Film annimmt und aufs Korn nimmt. So bekommt Barbie beispielsweise plötzlich Cellulitis, kann nicht mehr auf High Heels laufen und hat nach dem Aufwachen Mundgeruch. Auch die barbiepinke Welt bleibt genau das: Pink! Das Markenzeichen hat sich mit diesem Film ein Denkmal gesetzt. Ob man hier genderneutrale Farben erwarten kann, wage ich zu bezweifeln, genau wie die Frage, ob nicht auch Jungs mit Barbie spielen können. Im Film wird das Spiel von Frauen dominiert, sei es im Storytelling oder bei Referenzen auf die Wirklichkeit. Ob das ein feministischer Akt ist oder die fehlende Auseinandersetzung mit eigenen Gender Bias kann hinterfragt werden.

Und was regt die Männer nun so auf?

Die Kens agieren dümmlich, kommen nicht zum Zug, sind eher schmückendes Beiwerk und können auch bei den Barbies nicht landen. Als sie das ändern wollen, stellen sie sich ebenfalls nicht sehr geschickt an. Kenland ist kein einladender Ort. Auch in der echten Welt werden die Manager von Mattel als sehr einfältig dargestellt. Das schmerzt fragile Männer-Egos, die sonst nicht sehen, wie Frauen in anderen Filmen wegkommen. Dort sind die Rollen oft umgekehrt, dümmliche Blondies vs. potente Männer, die ersteren noch in Ruhe die Welt erklären können. In Barbieland können Barbies sein, was sie wollen, immer wieder wird auf real verkaufte Puppen referenziert, Barbie war schließlich schon Astronautin (1965, 4 Jahre vor dem ersten Menschen auf dem Mond!), Richterin, Ärztin und Innenarchitektin, wovon sie auch ihre Beinprothese nicht abhielt. Obwohl dieser Zustand natürlich (leider!) fernab der Realität ist, scheint es manche Männer bis ins Mark zu erschüttern, dass eine solche Utopie überhaupt gedacht wird. Und was machen diese Männer dann? Sie würdigen Frauen und deren Errungenschaften herab. Der Film sei ja ohnehin seicht und blöd, für den parallel laufenden Oppenheimer seien Frauen vermutlich sowieso zu dumm. Man möchte ihre fragilen Egos in Watte packen, fragen, wer Ihnen so weh getan hat und ihnen die Tränen wegwischen: „Hey, beruhig Dich! You are Kenough!“

Trisha Paytas

Man mag über Trisha denken, was man will, vor allem über ihre Stimme und ihre emotionalen Heulvideos, aber sie hat schon einige Videos gedreht, in denen es um das Rundsein geht, zum Beispiel in diesen beiden Musikvideos:

Auch über die Vorzüge des Datensatzes einer runden Frau hat sie schon ein Video veröffentlicht, wenngleich sie hier auch einige Klischees bedient:

Und dann gibt es natürlich die Videos, in denen sie sich für ihren runden Körper schämt, weint, und was auch immer. Auch sie ist nicht immer stark und hat auch einige Videos darüber gedreht, wie sie abgenommen hat. Gleichzeitig zeigen ihre Tanzvideos auch, wie man als runde Frau extrem gut durchtrainiert sein kann:

Ist es nun so, dass sie zum „guten Fett“ gehört und deswegen populär ist? Nein, ich glaube, in ihrem Fall geht es vor allem um die Aufmerksamkeitsökonomie, die sie in ihren Videos auszunutzen weiß. Ihre über 5 Millionen Follower auf YouTube zeigen dann aber auch, dass eine runde Frau auf YouTube extrem erfolgreich sein kann.

Vom guten und schlechten Fett

Nein, wir fangen hier jetzt nicht an, über Cholesterin zu schreiben und über gute, weil gesunde Fette zu referieren und sie mit den bösen, weil ungesunden Fetten zu vergleichen. Es geht, wie soll es anders sein, über Körperformen und ihre gesellschaftliche Bewertung.

Fangen wir mit dem Guten an: Werbung, Mode und die generelle öffentliche Wahrnehmung wird vielfältiger, es gehört fast zur Normalität, Größendiversität anzubieten, sei es bei Fast-Fashion- oder bei Luxuslabels. In der aktuellen Septemberausgabe der deutschen Vogue ziert DAS Plus-Size-Supermodel Ashley Graham das Cover und stellt die berechtigte Frage: „Wann kann ein „Plus Size“-Model endlich einfach Model sein?“

Und genau hier liegt das Problem, das ich immer und immer wieder sehe: Wenn „Plus-Size“-Models gezeigt werden, sind sie in den allermeisten Fällen zwar kurviger als ihre Size-Zero-Kolleg*Innen, jedoch immer normschön. Sie sind die Form von Plus-Size, auf das sich alle irgendwie einigen können: Die Oma am Kaffeetisch, die seit 1953 auf Diät ist, die Mittdreißigerin, die sich mit „so einer Größe 44“ irgendwie arrangieren könnte, der Mann der gerne vor sich herträgt, dass „Frauen Kurven haben müssen, nur Hunde spielen mit Knochen“, das Modelabel, das mit dem Trend geht und dann halt doch mal eine größere Kollektion anbietet. Ich könnte diese Liste noch fortsetzen, alle haben eines gemeinsam: Alle denken, nun sei alles erledigt und verstehen nicht, wo jetzt schon wieder das Problem liegen könnte. JETZT kann sich doch wirklich niemand beschweren, mit dieser nervigen Body Positivity. Spoiler: Es ist nicht genug!

Ashley Graham und ihre Kolleg*Innen sind wunderschöne Frauen und sie alle wären noch vor ein paar Jahren gar nicht gebucht worden, keine Frage. Aber auch sie bilden nicht die sonstige runde Gesellschaft ab. Denn sie haben ihr Fett an den vermeintlich richtigen Stellen. Üppige Brüste, großer Po, einen weichen, aber bitte nicht überhängenden Bauch. Runde Schenkel, aber natürlich fest und trainiert. Eine schmale Taille und in Shaping-Wäsche unter dem Kleid sieht man auch erstmal keine Röllchen, wo sie nicht hingehören, sondern nur eine einwandfreie „Hourglass-Silhouette“. Diese Frauen verkörpern das Bild der Frau, die das Leben genießt, sich mal einen Burger gönnt, aber dennoch immer fuckable und vorzeigbar bleibt, Sport treibt und sich natürlich nicht gehen lässt. Sie sind „richtig“ fett, aber selten richtig fett.

Dicke Menschen sehen nicht so aus. Es gibt Menschen mit riesigen Hängebäuchen, Menschen mit riesigem Oberkörper und stecknadeldünnen Beinen, riesige Brüste, unabhängig vom Geschlecht. Fette Menschen haben Rückenspeck, der sich nicht in ein Mieder zwingen lässt, Schenkel die schmerzhaft aneinander reiben, Beine mit Wassereinlagerungen. Es gibt manchmal nicht nur ein Doppelkinn, sondern gleich mehrere, Arme, die von Dehnungsstreifen übersäht sind und fette Nackenrollen. Kurzum: Hier sitzt das Fett an den vermeintlich falschen Stellen. Das möchte niemand sehen, „sowas“ bleibt besser unsichtbar und gut versteckt, nicht wahr?

Es geht nicht darum, dass man alles gleich schön finden muss, aber es geht um Sichtbarkeit. Um Ehrlichkeit: Wir zeigen jetzt einen normschönen Körper, weil wir unsere Produkte gut verkaufen möchten. Oder aber: Wir zeigen unsere Produkte an und mit wirklich vielfältigen Körpern. Die man als Kund*In nicht erstrebenswert finden muss, die aber Menschen zeigt, wie sie wirklich aussehen. Die unsere Wahrnehmung wieder grade biegt, das Auge entspannt und beruhigt: Hey, ich sehe auch so aus, wenn ich in den Spiegel schaue. Wenn alle Körper in der öffentlichen Wahrnehmung stattfinden, können wir ihnen auch wirklich vorurteilsfrei begegnen. Denn alle Körper dürfen erstmal eines: Sein!

Ist es ein Fetisch, dicke Menschen attraktiv zu finden?

Von Vorlieben, Fetischen und der Vielfalt der menschlichen Attraktion

In unserer vielfältigen Gesellschaft sind die Vorstellungen von Schönheit und Attraktivität unterschiedlich und subjektiv. Während manche Menschen sich zu schlanken Partnern hingezogen fühlen, ziehen andere kurvige oder kräftig gebaute Menschen vor. Aber ist es ein Fetisch, sich zu dickeren Partnern hingezogen zu fühlen? Was ist der Unterschied zwischen Vorlieben und Fetischen?

Was ist eine Vorliebe?

Eine Vorliebe bezieht sich auf eine Neigung oder Vorzug für etwas, insbesondere in Bezug auf sexuelle Attraktion. Diese Vorlieben können durch eine Vielzahl von Faktoren geprägt sein, darunter kulturelle Einflüsse, persönliche Erfahrungen oder einfach individuelle Unterschiede. Manche Menschen fühlen sich beispielsweise von großen, schlanken oder muskulösen Körpern angezogen, während andere kurvige, üppige oder kräftige Formen bevorzugen.

Was ist ein Fetisch?

Ein Fetisch ist eine intensive sexuelle Fixierung auf ein bestimmtes Objekt, Körperteil oder eine bestimmte Handlung, die nicht unbedingt mit traditionellem sexuellen Verhalten verbunden ist. Bei einigen Menschen ist der Fetisch so intensiv, dass er für die sexuelle Erregung und Befriedigung notwendig ist.

Wo ziehen wir die Grenze?

Es wird klar, dass es einen Unterschied zwischen einer allgemeinen Vorliebe und einem Fetisch gibt. Nur weil jemand eine Vorliebe für dicker gebaute Partner hat, bedeutet das nicht, dass er einen Fetisch hat. Es ist lediglich eine persönliche Präferenz. Andererseits wäre eine intensive Fixierung auf das Füttern eines Partners, um sexuelle Befriedigung zu erlangen (auch als Feederismus bekannt), eher in der Kategorie Fetisch anzusiedeln.

Akzeptanz und Verständnis

In einer Zeit, in der Akzeptanz und Verständnis für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Geschlecht oder ihrer Rasse, immer wichtiger wird, ist es ebenso wichtig, Vorlieben und Fetische nicht zu stigmatisieren. Jeder Mensch ist einzigartig, und solange seine Vorlieben und Praktiken einvernehmlich und nicht schädlich sind, sollten sie respektiert und akzeptiert werden.

Fazit

Es ist per se kein Fetisch, dicke Menschen attraktiv zu finden. Ist es die wichtigste Voraussetzung, dass der oder die Partner*In dick ist, dann wird es zum Fetisch. Es gibt dabei kein richtig oder falsch. Menschen sind vielfältig, und das gilt auch für ihre Vorlieben und Attraktionen. Es ist wichtig, zwischen Vorlieben und Fetischen zu unterscheiden und beides als Teil der reichen Bandbreite menschlicher Erfahrung zu akzeptieren. Was am wichtigsten ist? Respekt, Verständnis und die Anerkennung, dass jeder das Recht hat, seinen eigenen Weg zur Glückseligkeit und Befriedigung zu finden.